Eva Sigl (Qualizyme), Michael Burnet (Qualizyme/Synovo) und Andrea Heinzle (Qualizyme) | Credit: ZWT/Lunghammer
Bei der Unterstützung in Alltag und Pflege sind Assistenz-Robotern eigentlich keine richtige Zukunftsmusik mehr. Der Auftakt ist bereits Realität – und das Potenzial riesig. Aber auch eine Grazer Idee könnte die Pflege vereinfachen – mit der Messbarkeit von Wundinfektionen.
Digitalisierung und Medizintechnik liefern immer mehr Antworten auf den demografischen Wandel. Mit dem steigenden Anteil an älteren Menschen – laut Weltgesundheitsorganisation WHO werden 2050 bereits 22 Prozent der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt sein – nimmt auch der Pflegebedarf zu. Assistenz-Roboter, wie sie unter anderem der Automobilkonzern Toyota entwickelt, könnten pflegebedürftigen Menschen künftig im Alltag helfen, indem sie zum Beispiel Gegenstände vom Boden aufheben und den Aktionsradius der Menschen vergrößern. Langfristiges Ziel vieler Forscher ist die Entwicklung eines technischen Helfers, der Pflegemitarbeiter in Krankenhäusern und Pflegeheimen bei kleineren Hilfstätigkeiten wie Transportdiensten entlasten könnte. Außerdem könnten Roboter zur persönlichen Sicherheit von Senioren beitragen, wenn sie in der Lage wären, Stürze und andere Arten von Notlagen zu erkennen.
Roboter Henry kam gut an
Erste Versuche zur Akzeptanz einer digitalen Unterstützung in Österreich verliefen positiv: Das Haus der Barmherzigkeit in Wien setzte einen Serviceroboter namens Henry bereits im Rahmen eines (zeitlich begrenzten) Forschungsprogrammes ein, allerdings eher zur Unterhaltung. Er verfügte über ein Infoterminal und konnte die Bewohner bei Bedarf durchs Haus begleiten oder mit einfachen Spielen unterhalten. Die Erfahrungen zeigten, dass die älteren Menschen gut mit Henry zurechtkamen und der technischen Neuerung gegenüber sehr aufgeschlossen waren. Fortgeführt wurde das vor einem Jahr beendete Projekt allerdings nicht.
Vereinfachung durch Messbarkeit
Auf einem anderen Gebiet unterstützt eine Entwicklung aus Graz die Krankenpflege: Das Unternehmen Qualizyme Diagnostics, das im ZWT angesiedelt ist, arbeitet an einem Test, mit dem man Wundinfektionen früher messen und dadurch rechtzeitig erkennen kann. So könnten schwerwiegende Folgen vermieden werden. In der Hauskrankenpflege ist dies bisher fast unmöglich: Es braucht dazu nämlich mikrobiologische Analysen die 2 bis 3 Tage dauern und für die ein Labor erforderlich ist. „Im ersten Schritt wird unsere Methode für Krankenhäuser einsetzbar sein. Doch die Bedeutung der Hauskrankenpflege wird in Zukunft steigen und in einem zweiten Schritt könnten wir genau dort Patienten eine wertvolle Unterstützung bieten“, erläutert die Technische Chemikerin Andrea Heinzle, die gemeinsam mit der Mikrobiologin Eva Sigl am Schnelltest zur Infektions-Detektion arbeitet, der bereits mehrfach ausgezeichnet wurde (siehe S. 13).
„Es gibt viele Ansatzpunkte, wie man die Hauskrankenpflege und die Unabhängigkeit von Senioren unterstützen kann. Teilweise sind es Kleinigkeiten, wie das Notruf-Armband, aber in Summe machen die verschiedensten Entwicklungen das Leben für ältere Personen wesentlich einfacher und sicherer“, sagt Heinzle.