Blog

Interview mit Cornelia Stumptner

Von Tutenchamun bis Mikrobiom – Cornelia Stumptner erzählt im Interview von ihren vielfältigen Interessen.
Foto: ZWT/Lunghammer

Als Projektmanagerin des österreichischen Knotenpunkts der europäischen Biobanken-Forschungsinfrastruktur im ZWT, kurz BBMRI.at, sorgt Cornelia Stumptner für anerkannte Standards für Proben- und Qualitätsmanagement. Warum sie beruflich auch gerne unter der Erde gearbeitet hätte und Arbeit mit Spaß gleichsetzt, erzählt sie im Interview.

Durch die Verknüpfung mit aktuellen internationalen Projekten ist BBMRI.at ja sozusagen immer am Puls der Zeit in Sachen Forschung. Woran arbeiten Sie denn gerade?
Unter anderem an weiteren Standards für menschliche Proben zur Analyse von Mikrobiom-DNA. Mikrobiom umfasst ja die Summe aller Mikroorganismen und Viren, die in einem Lebensraum vorkommen, inklusive ihrer Produkte wie DNA oder Proteine. Dabei leite ich die Weiterentwicklung zum weltweiten ISO-Standard. Da sich dieser Bereich sehr dynamisch entwickelt, ist der Bedarf an einem solchen Standard groß. Außerdem haben wir zusammen mit einem internationalen Konsortium ein EU-Projekt zum gleichen Themenbereich eingereicht. Unter dem Titel MICROBE soll ein Betriebsplan für eine Mikrobiome-Biobanking-Infrastruktur entstehen – für das Sammeln, Bearbeiten, Lagern und Nutzen von Mikrobiom-Proben in Forschungskooperationen. Schwerpunkte dabei sind die Entwicklung innovativer technologischer Ansätze für Probensammlung und -lagerung und die Entwicklung von Qualitätsrichtlinien für Mikrobiom-Proben aus diversen Quellen wie Erde, Wasser oder Pflanzen. Wir arbeiten in einem internationalen Konsortium und bringen unsere Expertise zum Umgang mit Proben/Daten, Qualitätsstandards und Biobanking-Infrastruktur ein. Zusätzlich ist die digitale Pathologie ein weiterer spannender Bereich, in dem wir gerade tätig sind.

Was treibt Sie an?
Ich will den Dingen auf den Grund gehen und setze mich gerne mit Neuem auseinander. Ich mag es, mich in etwas reinzuarbeiten, spannende Themen und Leute kennenzulernen. Dabei geht es mir darum, etwas weiterzuentwickeln und zu bewegen. Es kommt mir entgegen, wenn ich gefordert bin, und ich beschreite gerne mal neue Wege.

Das heißt, Sie tauchen am liebsten voll in Ihre Arbeit ein?
Ja. Wenn ich in der Früh ins Büro komme, schalte ich den Computer ein und dann brauche ich auch nicht viele Pausen.

Man spürt Ihre Begeisterung für Ihre Arbeit – aber wie erholen Sie sich vom Job?
Ich brauche nicht viel Erholung, denn ich bin ein Workaholic. Arbeit bedeutet für mich auch ganz viel Spaß. In meiner Freizeit lese ich gerne, zum Beispiel die Altaussee-Krimis von Herbert Dutzler oder Unterhaltsames von David Safier. Und ich versuche Sport zu betreiben, ich mache Yoga, reise und segle gerne.

Was würden Sie als Ihren größten Erfolg bezeichnen?
Wichtige Erfolge waren die vielen Forschungspreise, die ich bekommen habe, da man diese als biomedizinische Analytikerin normalerweise nicht leicht erhält. Da war ich vielfach die Erste. Als biomedizinische Analytikerin gibt es auch keine vorgezeichneten Karrierewege – da war es nicht immer leicht, sich durchzusetzen. Aber jedes Förderprojekt, das gut evaluiert wird, bei dem Budgets genehmigt werden, ist eine Erfolgskennzahl meiner Arbeit. Auch Publikationen, bei denen ich Erstautorin bin, sind ein schöner Erfolg für mich. Bei unserer Forschungsarbeit haben wir z.B. als Erste einen Eiweißstoff entdeckt, der bei Erkrankungen der Leber eine Rolle spielt.

Was ist Ihr Tipp für andere, wenn es darum geht, sich durchzusetzen?
Sich nicht entmutigen zu lassen, weiterzukämpfen und dranzubleiben. Das entspricht auch meinem Naturell. Aber jede und jeder muss seinen Weg finden, seine Abzweigung – je nachdem, welche Möglichkeit sich bietet. Für Möglichkeiten muss man natürlich offen sein und sie auch annehmen, sich trauen und etwas ausprobieren. Von selbst ergibt sich nichts – zumindest am Beginn, später wird es natürlich leichter.

Wollten Sie als Kind auch schon Forscherin werden?
Mein Traum war Archäologin in Ägypten, denn ich liebe Ausgrabungen, Geschichte und Tutenchamun. Der Entdecker- und Forschergeist hat mich also schon immer geleitet. Tatsächlich habe ich Biomedizinische Analytik studiert und lange in der zellbiologischen Forschung gearbeitet.

Was hat BBMRI.at 2022 noch so alles geplant?
Es hat heuer sehr viele Anfragen und Möglichkeiten gegeben, als Partner bei EU-Projekten mitzuwirken. Hier setzen wir viele Aktivitäten, zum Beispiel arbeiten wir an der Qualitätskontrolle und daran, wie man Proben stabilisiert, damit sie länger haltbar sind.

Teamwork oder Einzelkämpferin?
Da wir bei BBMRI.at ein sehr kleines Team sind, manage ich vieles sehr eigenständig. Die Zusammenarbeiten finden in den Konsortien statt, dort spielen Austausch und Koordination dann die Hauptrolle und sind sehr bereichernd.

Was ist Ihr persönlicher Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit?
Ich versuche da, meinen Beitrag zu leisten, quasi bei vielen kleinen Dingen: Wasser- und Stromverbrauch, Licht ausschalten, Ressourcen sparen, mit Putzmitteln und Chemikalien sorgsam umgehen, Plastik vermeiden, biologisch und tierfreundlich einkaufen.

Mit wem würden Sie gerne einmal einen Kaffee trinken?
Dalai Lama – dann kann es gerne auch ein Tee sein, falls er den lieber trinkt.

Was bringt Sie zum Lachen?
Meine Kinder und Freunde.

Und wo wollen Sie unbedingt mal hin?
Da hätte ich viele Ideen, aber auf jeden Fall einmal mit den Kindern zu den Pyramiden und Königsgräbern nach Ägypten. Und die Orang-Utans würde ich gerne einmal in ihrem Lebensraum besuchen.