Warum sie Innovation faszinierend finden, erklären Christian Hill (l.) und Gerhard Prossliner (r.) von BRAVE aus dem ZWT im Interview. © LELJAK BRAVE Analytics GmbH
Mit Hilfe der Lasertechnologie bewegt der ZWT Accelerator-Mieter BRAVE Analytics Nanopartikel in Flüssigkeiten und macht sie damit messbar. Ermöglicht wird dadurch zum Beispiel die Qualitätskontrolle von Infusionen, Beschichtungen oder Narkosemitteln. Über Lindy Hop, das „Grundrecht auf Glück“ und wer bei ihnen der frühe Vogel ist, erzählen Christian Hill und Gerhard Prossliner von BRAVE, einem Spin-off der Med Uni Graz, im Interview.
Woran arbeiten Sie gerade?
Christian Hill: Der Produkt- und Verkaufsstart in den nächsten beiden Jahren ist geplant und jetzt geht es darum, was danach kommen soll – nämlich ein Scale-up und die Internationalisierung.
Gerhard Prossliner: Vor kurzem haben wir unseren ersten Prototypen B1 für die Vermessung von Partikelgrößen in Infusionen an einen österreichischen Industriepartner übergeben. Nun entwickeln wir mit derselben Technologie ein Labormessgerät für die Grundlagenforschung, das nächstes Jahr auf den Markt kommen wird.
Was treibt Sie an?
Hill: Von unserem Kunden haben wir gerade „Daumen hoch“ für unseren Prototypen bekommen – das war ein cooler Moment, den wir gerade mit unserem Team feiern. Die Freude, dass das, was wir entwickeln, industriell einsetzbar gut funktioniert und welche Möglichkeiten sich daraus noch ergeben, treibt mich an. Innovation fasziniert mich. „Wir machen einfach geilen Scheiß …“, hat einer unserer Mitarbeiter gesagt und das stimmt.
Prossliner: Was wir machen, ist einfach immer wieder spannend – man muss diesen Laser sehen, was er bewegt und sichtbar macht. Davon wird man richtig gefangen.
Gefeiert wird mit dem Team – was unternehmt ihr noch gemeinsam?
Prossliner: Gerade erst waren wir für 3 Tage mit dem Team für ein „Retreat“ in der Eisenerzer Ramsau.
Hill: Und es gibt mehrere Rennradfahrer im Team, da sind wir auch schon mal in der Freizeit in der Gruppe unterwegs. Einmal im Monat gibt es ein Dartturnier und vielleicht planen wir mal bald ein Gruppenorchester …
Was machen Sie in der Früh als erstes, wenn Sie ins Büro kommen?
Hill: Ich hole den Computer aus der Tasche und stecke ihn an. Meist bin ich der erste im Büro und nutze diese Zeit.
Prossliner: Ich bin vom Chronotypus ja eher eine Eule … Meistens komme ich zu unserem Stand-up-Meeting, das wir jeden Tag haben und bei dem jeder berichtet, wie der Stand der Dinge ist, ein paar Minuten zu spät. Aber vorher hole ich ja auch noch die Post.
Ihr größter Erfolg?
Hill: Das zu machen, was wir tun, aber gleichzeitig auch ein Familienleben zu haben. Denn wir verlieren uns nicht in unserer Arbeit, sondern schaffen die Balance.
Prossliner: Was innerhalb von 4 Jahren aus einer Dissertation heraus entstanden ist, ist für mich der größte Erfolg. Und dass wir ein motiviertes Team geschaffen haben, das dahintersteht. Die Lieferung des ersten Prototypen war ein großer Moment und unsere Teilnahme an der „Analytica“, der Weltleitmesse für Labortechnik, Analytik und Biotechnologie, heuer mit einem eigenen Stand wird ein weiterer Milestone.
Was ist Ihr Motto für 2022?
Hill: Unser Motto lautet heuer „Zum Kunden“, denn bisher waren für uns Förderungen entscheidend, um so weit zu kommen, nun machen wir diesen Schritt.
Prossliner: Wir haben an einem spannenden und auch sehr intensiven Mentoringprogramm, dem LBG Innovators Road Programm, teilgenommen und das hat uns so weit gebracht, dass wir nun stärker rausgehen und unser Businessmodell zu laufen anfängt.
Was wollten Sie als Kind werden?
Hill: Tierarzt, aber auch Forscher. Mich hat die Technik immer interessiert. Ich habe ja auch die HTL besucht. Physik hatte es mir angetan – und die Soziologie. Studiert habe ich im Endeffekt Soziologie und Umweltsystemwissenschaften; meine Dissertation war dann im Bereich Biophysik.
Prossliner: Ich wollte immer Pilot und Rennfahrer werden, der Hubschrauberschein wäre immer noch ein Thema … Und ich war immer ein Lego-Technik-Freak, habe viel an meinem Motorrad gebastelt. Inspiriert vom Bruder meines Opas, der im Krieg beide Unterarme verloren hatte, hat mich die Prothetik fasziniert und das hat mich zum Studium der Medizintechnik gebracht.
Wie erholen Sie sich vom Job?
Hill: Mit meiner Familie, mein Sohn ist 8 – der saugt Wissen auf, hat so viele Fragen und das finde ich fein. Außerdem mache ich Musik mit meiner Frau, spiele Akkordeon, Gitarre, Klavier und jetzt Klarinette.
Prossliner: Mein Corona-Projekt war Schlagzeug, aber ich bin in den Bergen aufgewachsen und daher am liebsten irgendwo auf einem Berg zum Klettern, Wandern, Schitourengehen. Aber auch die Kampfkunst hat es mir angetan und das Tanzen. Tanzen ist für mich Lebensfreude – aktuell am liebsten Lindy Hop, also zu Swingmusik.
Mit wem würden Sie gerne einen Kaffee trinken?
Hill: Mit dem Physiker James Clerk Maxwell, der das Licht beschrieben hat und für mich einer der größten Wissenschaftler ist. Derzeit aber durchaus auch mit dem Herrn Putin, um zu verstehen, was in ihm vorgeht.
Prossliner: Putin war auch mein Gedanke. Aber ich denke, ich würde am liebsten mit meinem Großvater väterlicherseits einen Kaffee trinken, denn ihn habe ich leider nie kennengelernt. Und mit Henry Ford!
Was bringt Sie zum Lachen?
Hill: Der Gerhard. Und mein Sohn. Auch Witze sind immer fein, nur nicht zu schwarz, aber auch nicht zu nett.
Prossliner: Ich lache über mich selbst, beim Swing-Tanzen kommt man zum Beispiel oft zum Lachen. Ich bin sowieso nahe am „G‘lachter“, wie man sagt, und ein Fan von Monty Python bis Bud Spencer.
Was lesen Sie gerne?
Hill: lese viel. Michael Ende ist einer meiner Lieblingsautoren – gerade habe ich mit meinem Sohn „Momo“ gelesen.
Prossliner: Als Kind habe ich Comics geliebt und konnte mit Büchern nichts anfangen. Das erste Buch, das ich dann verschlungen habe, war „Die Sterntagebücher des Weltraumfahrers Ijon Tichy“. Heute bin ich ein Fan von Ringelnatz, Dürrenmatt, Christian Morgenstern und Stefan Zweig. Unser Deutsch-Lehrer an der HTL hat uns diese Autoren nähergebracht.
Welchen Ort würden Sie gerne mal besuchen?
Hill: Nachdem ich „Grundrecht auf Glück“ gelesen habe, Bhutan, wo man den BNG, Gross National Happiness-Index, das Bruttonationalglück geschaffen hat. Diese Fokussierung weg von der Marktwirtschaft und rein auf das Gemeinwohl und Glück finde ich soziologisch interessant. Auch Japan interessiert mich immer wieder, ich habe mit meiner Frau schon 8 Monate dort gelebt.
Prossliner: Die Naica-Höhlen in Mexiko, das kann man wegen der extrem heißen und feuchten Luft aber nur mit Spezialausrüstung. Die Tiefsee würde ich gerne mal besuchen – schauen, was in einer mir so fremden Welt abgeht – und ebenso die Atmosphäre unserer Erde. Realistischer ist da wohl ein erneuter Besuch in Neuseeland, das mich wegen der Mentalität fasziniert hat. Die „Kiwi-Mentalität“ würde ich gerne nach Europa importieren.