GlucoTab® von decide aus dem ZWT wird im Rahmen eines Forschungsförderungsprojektes in der mobilen Pflege getestet. Foto: Manuela Schwarzl © / JOANNEUM RESEARCH

Von einer digitalen Diabetes-Assistenz könnten Pflegefachkräfte und Klient:innen in der mobilen Pflege profitieren. Ein neues Projekt von decide Clinical Software aus dem ZWT Graz und der Med Uni Graz nimmt das aktuell unter die Lupe. Aufgebaut wird dabei auf das europaweit einzigartige System GlucoTab® von decide, das ein digitalisiertes Blutzuckermanagement mit automatischer Insulin-Dosis-Berechnung ermöglicht.

Die mobile Pflege ist ein sehr verantwortungsvoller Bereich. Abhängig sind die hier tätigen Pflegefachkräfte bei der Betreuung von Diabetiker:innen allerdings von den Verordnungen durch Ärzt:innen. Nun will man die passenden Voraussetzungen schaffen, um die situative Anpassung der Insulindosis zu verbessern: Mit Hilfe eines mobilen Entscheidungsunterstützungssystems für die Insulintherapie soll die mobile Pflege dies übernehmen können. Aktuell läuft dazu ein Projekt in der Steiermark.

Betreuung von Diabetiker:innen: einfacher, effizienter und sicherer
„Mit Hilfe der Software GlucoTab® können Insulindosis-Anpassungen effizienter und sicher gehandhabt werden. Die Eigenverantwortung der Mitarbeiter:innen in der mobilen Pflege wird gesteigert“, erklärt Katharina Lichtenegger von der Med Uni Graz: „Wir sehen im Projekt, dass die Pflegepersonen vor dem System keine Scheu haben, sondern es positiv wahrnehmen, weil es funktioniert und eine echte Arbeitsentlastung für sie bedeutet.“
Außerdem wolle man im Rahmen des Projektes zeigen, dass die Investition in das System am Ende Geld spare, betont Lichtenegger. Der Grund: Ist der Blutzucker gut eingestellt, werden Komplikationen reduziert. Durch Insulindosis-Anpassungen können Pflegekräfte daher Einweisungen ins Krankenhaus wegen eines zu hohen Blutzuckers vermeiden. Tägliche Mehrfach-Besuche der mobilen Pflege bei Klient:innen können eingespart werden und das verbessert gleichzeitig die Lebensqualität der Personen und ermöglicht ihnen mehr Unabhängigkeit.
Da der Algorithmus von GlucoTab® Anpassungen der Insulindosis vorgibt, sind außerdem weniger Arztbesuche notwendig – angesichts der Überlastung vieler niedergelassener Mediziner:innen für beide Seiten ein großer Vorteil. Dennoch gibt das System natürlich vor, wann eine ärztliche Abstimmung sehr wohl notwendig ist.

Ärzt:innen entlasten
GlucoTab® allgemein für Healthcare-Professionals zur Verfügung zu stellen und damit – nach dem erfolgreichen Launch in Krankenhäusern – auch für andere Settings weiterzuentwickeln, sei Teil der Unternehmensstrategie, erklärt Peter Beck von decide Clinical Software. „Der Kern unseres Produktes ist es, dass der Therapie-Algorithmus der mobilen Pflege Anpassungen für die Insulindosis vorgibt und dadurch weniger oft Ärzt:innen dafür benötigt werden. Denn wir wissen aus Studien, dass die Dosen tendenziell zu selten angepasst werden, weil der Arztbesuch ein Aufwand ist und so leider immer wieder hohe Blutzuckerwerte zu lange akzeptiert werden.“ Mit dem Einsatz von GlucoTab® in der mobilen Pflege würden die Anpassungen früher passieren.
Adaptiert wird im aktuellen Projekt auch die Form, in der GlucoTab® in der mobilen Pflege zur Verfügung stehen soll: „Wir entwickeln eine Smartphone-App, weil das das Gerät ist, mit dem die mobile Pflege vorrangig arbeitet“, erklärt Beck.

Förderungsprojekt mit dem Gesundheitsfonds Steiermark
Aktuell wird der Einsatz der digitalen Unterstützung im Rahmen eines genehmigten Forschungsförderungsprojektes des Gesundheitsfonds Steiermark, gemeinsam mit Österreichischem Roten Kreuz und Hilfswerk Steiermark, bei einer größeren Zahl von Klient:innen geprüft. „Auch andere Trägerorganisationen von mobiler Pflege haben schon Interesse gezeigt und wurden während des Projektverlaufs miteingebunden“, weiß Katharina Lichtenegger. Das Projekt, das im Juni 2023 gestartet wurde, ist auf zwei Jahre angelegt. Danach – so hofft man – soll GlucoTab® in der mobilen Pflege in die Regelversorgung aufgenommen werden.