MEON-Geschäftsführer Horst Rüther spricht über Innovationen, Personalführung und Kabarett. (Foto: ZWT/Lunghammer)
Man kann sich für Elektrotechnik ebenso begeistern wie für die Personalführung. Die Kombination dieser beiden Interessen ist Grundlage für den Erfolg von Horst Rüther und MEON Medical Solutions. Das Unternehmen produziert am ZWT ein weltweit einzigartiges Film-Tonometer für die Entwicklung von Blutgasanalysesystemen und kommt 2023 mit einem neuen Produkt auf den Markt. Im Interview verrät der General Manager was MEON plant und was ihn persönlich mit Otto Waalkes verbindet.
Woran arbeiten Sie gerade?
Grundsätzlich sind wir im Diagnostikbereich tätig. Mit der MEON Medical Solutions entwi-ckeln wir neue Laborsysteme, hier halten wir Patente und werden Ende 2023 mit einem neuen Produkt auf den Markt kommen. Heuer werden die ersten Geräte für die Zulassung produziert – die Nullserie. Mit unserer zweiten Firma in der MEON Group versuchen wir praktikable Lösungen für neue Parameter im Bereich der Intensivmedizin zu verwirklichen. Nach mehreren Jahren Grundlagenentwicklung hat die Produktentwicklung begonnen – die wollen wir beschleunigen und dazu neue Investoren ins Boot holen. Und im Bereich der Tonometer sind wir Weltmarktführer – weil wir schlichtweg die einzigen sind. Das ist der Gold-Standard, wird aber weltweit nur in einer sehr kleinen Stückzahl benötigt.
Was treibt Sie an?
Mein Antrieb ist es, innovative Produkte zu gestalten, die neue Lösungen bieten und einen Impact auf die Diagnostik haben. Es geht mir darum, Parameter zu identifizieren und zu messen, die Patienten wirklich und ganz konkret helfen, damit zum Beispiel durch gezielte Therapien die Intensivpflege verkürzt werden kann und die Mortalität reduziert wird. Und das ist für die Person wesentlich, aber auch gesamtgesellschaftlich relevant, um das Gesundheitssystem zu entlasten.
Was war Ihr größter Erfolg?
1989 bis 1997 war ich bei AVL Medical für das Projekt AVL OMNI verantwortlich. Ein Blutgasanalysesystem, welches sich in mehreren Ausprägungen deutlich von der Konkurrenz differenzierte. Damit waren wir weltweiter Technologieführer. Die Gründung von MEON war ein ebenso großer Erfolg, den wir 2023 damit krönen, dass wir mit dem ersten großen Produkt auf den Markt kommen. Ich bin stolz, dass wir mit MEON in Graz Wissen sichern und Fachleute zusammenhalten konnten, nachdem Roche Diagnostics in die Schweiz transferiert wurde.
Was wollten Sie als Kind eigentlich von Beruf werden?
Ich wollte tatsächlich schon sehr früh Elektrotechnik studieren und war mit 14 Jahren auch Deutschlands jüngster Funkamateur. Die Prüfung durfte ich nur dank einer Sondergenehmigung absolvieren. Aber auch für Psychologie habe ich mich schon immer sehr interessiert. Im Studium war Nachrichtentechnik mein Schwerpunkt, danach habe ich mich in Graz auf Biomedizinische Technik spezialisiert – ich wollte bewusst in Richtung Medizin und Menschen gehen. Sich für die Menschen zu interessieren und gleichzeitig die Technik zu verstehen, halte ich für eine sehr gute Kombination, wenn man in diesem Bereich arbeitet und ein Team führt.
Was schätzen Sie an Ihrem Team am meisten?
Die Begeisterung mit denen sie sich täglich den Herausforderungen stellen. Und sie begeistern mich, wenn sie für komplexe Problemstellungen Lösungen finden, denn der Bereich, in dem wir tätig sind, ist definitiv sehr komplex. Auch das gemeinsame Erlebnis im Team voranzukommen und miteinander zu feiern.
Wie erholen Sie sich vom Job?
Laufen, Walken und Training im Fitnessstudio mache ich, weil es gut für die Gesundheit gut ist – aber Kraft schöpfe ich viel mehr aus einer tollen Beziehung und aus den guten Beziehungen zu meinen Kindern und Schwiegerkindern. Aber die Gespräche über die Firma hören bei uns auch am Wochenende nicht auf, schließlich arbeiten auch ein Sohn und meine Frau im Unternehmen mit. Mein Sohn Bastian hat BWL studiert, ich bin Techniker, aus diesem Grund ergänzen wir uns sehr gut.
Was ist Ihr persönlicher Beitrag zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit?
Im Unternehmen haben wir gerade erst wieder überlegt, wie wir weniger Energie verbrauchen können. Angefangen mit Kleinigkeiten, wie das Licht in der Produktionshalle oder in den Labors zu reduzieren. Ich denke, es geht vor allem um das Mindset. Auch wenn es nur kleine Beiträge sind, ändert sich etwas im Kopf: Ich denke daran, dass ich etwas tun will. Privat ist unser Haus durch Erdwärmepumpe und Photovoltaik CO2 frei – wir produzieren mehr Strom als wir brauchen. Gesellschaftlich gesehen sind Streamen und Bitcoins Bereiche, die viel zu viel Energie verbrauchen, da könnte man sehr viel sparen, aber dafür müsste sich die Einstellung dazu ändern.
Mit wem würden Sie gerne einmal einen Kaffee trinken?
Mit einem Kabarettisten wie Michael Mittermeier.
Das heißt, das Kabarett bringt Sie zum Lachen?
Ja, das mag ich sehr gerne – in der ganzen Bandbreite von Michael Niavarani bis Otto Waalkes, der stammt ja schließlich auch aus meiner Heimat.
Was lesen Sie gerne?
Als Kind war ich ein Bücherwurm, aber heute fehlt mir dafür die Zeit. Ich bin eher ein Medienkonsument.
Und wo wollen Sie unbedingt mal hin?
Ich bin sehr interessiert an fremden Kulturen. Aktuell plane ich eine Reise nach Madeira wegen der dortigen Vegetation. Prinzipiell finde ich Japan und andere Kulturen von China bis Südamerika sehr faszinierend.